Das Caritas-Förderzentrum St. Martin für wohnsitzlose
Männer in Ludwigshafen hat eine Fahrradwerkstatt eingerichtet. „Chef“ darin ist
Jürgen Berberich, ein Bewohner des Hauses. Die Werkstatt gehört zum Verbund
„Mit Rad und Tat“ in Ludwigshafen und hat das Ziel, Flüchtlingen und sozial
benachteiligten Menschen ein eigenes Fahrrad zur Verfügung zu stellen.
Darüber hinaus geht es aber für Leiter Stefan Syren des
Caritas-Förderzentrums St. Martin auch darum, den Bewohnern des Hauses im
Hinblick auf ihre Tagestruktur eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten. So
dürfen und sollen die Empfänger der Fahrräder Jürgen Berberich unterstützen,
indem sie die gespendeten Fahrräder selbst herrichten.
„Bisher haben wir noch nicht genügend Fahrräder gespendet
bekommen“, bedauert Stefan Syren. Er rechnet aber damit, dass sich das ändert,
sobald das Angebot be-kannter wird. Pfarrer Stefan Bauer, Mitorganisator des
„Treff Global“ im Hemshof, hat dafür Platz geschaffen. Im Gemeindehaus der
Apostelkirche können die Fahrräder abgegeben werden.
Die reparierten Fahrräder werden nicht umsonst weitergegeben,
betont Hannele Jalonen, Integrationsbeauftragte der Stadt Ludwigshafen.
Entweder kosten sie zehn Euro, oder die Empfänger legen bei der Reparatur
selbst Hand an. So verlangt es die Konzeption von „Rad und Tat“, die für alle Fahrradwerkstätten
in Ludwigshafen gilt. Für Stefan Syren hat das vor allem Vorteile, unter anderem:
„Die Menschen möchten ja etwas tun und raus aus der Almosensituation.“
„Rad und Tat“ hat verschiedene Ziele: So werden die
Flüchtlinge mobil in der Stadt, lernen die Stadt kennen und können Sprachkurse
besuchen. Flankierend gibt es die Möglichkeit der Verkehrserziehung. Sozial
benachteiligte Menschen haben die Chance auf Teilhabe in der Stadt und
diejenigen, die in der Werkstatt arbeiten, führen eine sinnvolle Arbeit aus.
Jürgen Berberich auf jeden Fall ist froh über die
Werkstatt. Der gelernte Elektriker repariert Fahrräder, seit er zwölf Jahre alt
ist. Er macht alles, was mit überschaubarem finanziellem Aufwand zu machen ist
– Bremsen, Beleuchtung, Reifen und Fahrrad-schläuche beispielsweise. Für
knifflige Aufgaben hat er „ein schlaues Buch“, in dem alles genau beschrieben
ist. „Aber bisher hab‘ ich noch jedes Fahrrad hinbekommen“, sagt er. Dass er
die Werkstatt mit so viel Engagement betreut, ist laut Stefan Syren ein
„Glücksgriff“.
Möglich geworden ist die Einrichtung dank einer Nachlassspende.
Der Betrieb wird finanziell unterstützt durch eine Spende der BASF SE. „Das
gemeinsame Wirken von Ehrenamtlichen, sozial benachteiligten Menschen und
Flüchtlingen ist für uns dabei ganz zentral“, betont Beate von Borcke vom
Bereich Spenden und Sponsoring der BASF SE.
Durch die Errichtung der Fahrradwerkstatt wird der Platz
auf dem Gelände von St. Martin so langsam knapp: So gibt es bereits den
„kleinen Martin“, eine Hütte, in der Bewohner Holzarbeiten durchführen können,
sowie einen Spieletreff; darüber hinaus haben die Männer die Möglichkeit, sich
in der Hauswirtschaft oder bei der Grünflächenarbeit einzubringen.
Info
Wer ein Fahrrad spenden möchte, kann es montags, mittwochs und freitags von 10
bis 12 Uhr im Gemeindehaus der Apostelkirche, Rohrlachstraße 68, Ludwigshafen,
abgeben. Infos gibt es unter Telefon 0621 / 513175
Bildunterzeile: Leiter Stefan Syren (rechts)
und Jürgen Berberich in der Fahrradwerkstatt des Caritas-Förderzentrums St.
Martin in Ludwigshafen
Text und Foto: Caritasverband für die Diözese Speyer /
Brigitte Deiters